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Paul Klee, Garten im November, 1929
Aquarell und Rohrfederzeichnung auf Ingrespapier auf Karton, 31 x 23 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat / Bequest Dr. Othmar und / and Valerie Häuptli
Fotocredit: Jörg Müller

Die kleine, aber kostbare Werkgruppe Paul Klees (1879–1940) in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses stammt einerseits aus einer Schenkung der Vereinigung der Freunde der Aargauischen Kunstsammlung und andererseits aus dem Besitz von Dr. Othmar und Valerie Häuptli, die dieser Vereinigung ebenfalls angehören. Alle Arbeiten – mit einer Ausnahme – lassen sich dem Spätwerk des Künstlers zuschreiben. Klee gehört zu den grossen Kunstschaffenden der klassischen Moderne. Sein technisch, formal, inhaltlich und ikonografisch vielfältiges Œuvre verweigert sich einer bestimmten Stilrichtung und entfaltet seine prägende Kraft bis in die Gegenwart.

Klee verbringt aufgrund seiner Professuren den grössten Teil des Lebens in Deutschland: Ab 1920 unterrichtet er am Bauhaus in Weimar, wechselt 1925 nach Dessau und folgt 1931 dem Ruf an die Kunstakademie in Düsseldorf. Didaktische Reflexion und künstlerisches Tun stehen in dieser Zeit in enger Wechselwirkung. Der freie, avantgardistische Künstler nimmt eine zwiespältige Position ein. Einerseits verkauft er seine Werke erfolgreich auf dem Kunstmarkt, andererseits ist er an einer Institution tätig, die sich mit ihrem Programm zum Ziel gesetzt hat, moderne Kunst nicht nur auf dem Markt oder in Ausstellungen zu zeigen, sondern „Kunst und Handwerk“ in die Kultur, Technik und Lebenspraxis der Gesellschaft einzugliedern.

Mit den Worten „Besonders reizvoll, ist auf den ersten Blick das Blatt Garten im November“ würdigt der Kunsthistoriker Wolfgang Kersten die einzige Arbeit der Sammlung, die nicht aus dem Spätwerk des Künstlers stammt. Hinter einem Garten mit Sonnenblumen zeichnet sich im herbstlichen Licht die Silhouette einer Stadt von durchsichtiger Architektur ab. Mit wenigen Strichen skizziert Klee im Vordergrund kleine rechteckige Häuser, in der Mitte grössere Gebäudegruppen und im Hintergrund die dominierende Kuppel einer Kirche. Entlang der Bilddiagonale breitet sich von unten rechts nach oben links ein gelbes Licht aus, das von innen her zu leuchten scheint. Die gedämpfte Stimmung wird durch die verblühten Sonnenblumen – Symbol der jahreszeitlichen Vergänglichkeit – zusätzlich verstärkt. Klee gelingt eine Atmosphäre, die weniger mitteleuropäisch, sondern eher orientalisch anmutet. Das Bild verweist somit auf die berühmte Reise in Gesellschaft seiner Freunde August Macke (1887–1914) und Louis Moilliet (1880–1962) nach Tunis im Jahr 1914. Vielleicht ruft Klees vierwöchiger Aufenthalt in Ägypten 1928/29 Erinnerungen an damals wach und lässt ihn die Eindrücke noch im gleichen Jahr in die Gestaltung von Garten im November einfliessen.

Für Klee ist die Dokumentation seines künstlerischen Schaffens ein integraler Arbeitsbestandteil. Von 1911 an bis kurz vor seinem Tod führt er systematisch ein handschriftliches Œuvreverzeichnis und hält darin seine Produktion fest: Entstehungsjahr, Werknummer, Gattung, Titel, Technik, Format sowie Notizen über Verkäufe und Ausstellungen finden sich akribisch aufgelistet. Die gleiche Sorgfalt gilt der Montierung der Arbeiten: Wie „Garten im November“ sind alle Zeichnungen und Blätter auf Karton aufgezogen. Weitere Massnahmen sind beispielsweise Randleisten oder farbige Umrandungen; auf dem Bildträger angebracht sind ausserdem Titelbezeichnung, Widmun, Entstehungsjahr sowie Werknummer.

Karoliina Elmer

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