Öl auf Leinwand, 170 x 82 cm
Der Maler und Grafiker Edouard Vallet (1876–1929) zählt neben Ferdinand Hodler (1853–1918), Cuno Amiet (1868–1961), Max Buri (1868–1915) und Giovanni Giacometti (1868–1933) zu den Hauptvertretern der Schweizer Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bereits zu Lebzeiten sind ihm Erfolg und Anerkennung durch die Kritik beschieden, seine Werke werden an den wichtigsten nationalen wie auch internationalen Ausstellungen präsentiert und finden Eingang in bedeutende Schweizer Institutionen.
In frühester Jugend schon zeigt sich bei Vallet ein ausgeprägter Unabhängigkeits- und Freiheitsdrang. Mehrere Schulen und eine Ausbildung zum Bildhauer verlässt er vorzeitig und brennt durch. Schliesslich stimmt seine Familie, die sein zeichnerisches Talent erkennt, einer Ausbildung in der Holzschneidekunst zu. An der Ecole des Arts Industriels besucht Vallet eine Klasse für Xylografie und absolviert nebenbei Kurse an der Ecole des Beaux-Arts in Genf, u.a. bei Barthélemy Menn (1815–1893), Pierre Pignolat (1838–1913) und Barthélemy Bodmer (1848–1904). Nach dreieinhalb Jahren bricht Vallet die Schulen 1896 erneut ab und arbeitet selbstständig weiter. Bis 1898 zeichnet und malt er vor der Natur in der Umgebung von Genf und in der Dauphiné. 1904 bis 1905 unternimmt Vallet Reisen nach Deutschland, Paris, Italien und lässt sich von 1906 bis 1910 in Saconnex bei Genf nieder. Er entdeckt die Landschaft des Wallis, wo er sich zwecks längerer Studien ab 1908 wiederholt aufhält. Vallet übersiedelt dorthin und bezieht letztendlich nach zahlreichen Umzügen ein Chalet in Vercorin. Entsprechend der Kunst seiner Vorbilder Jean-François Millet (1814–1875) und Giovanni Segantini (1858–1899), die sich der ländlichen Alpenwelt verbunden fühlen, werden Landschaft und Bevölkerung seiner Wahlheimat beinahe zum einzigen Bildgegenstand Vallets. Die Walliser Schaffensperiode ist für seine Entwicklung äusserst wichtig, verfestigt sich doch hier sein Stil, der nach 1914 zu seiner Perfektionierung findet.
Zwischen 1909/10 bis 1913 widmet sich Vallet einer Reihe grossformatiger Innenraumbilder, zu der auch „La batteuse de beurre“ gehört. Zum Thema des Butterstossens kehrt Vallet über längere Zeit hinweg immer wieder zurück – gemäss seiner Arbeitsweise, eine einzige Figur bei einer häuslichen Tätigkeit wiederholt abzubilden. Die dargestellte Frau nimmt beinahe die ganze Fläche des hochformatigen Gemäldes ein, nur am rechten Bildrand zeigt sich der Ansatz einer Küche. Vertieft in ihre Tätigkeit umfassen ihre Hände den Stösser, der durch die auf- und abgehenden Bewegungen den Rahm über den Rand des Fasses laufen lässt. Wie in den meisten seiner Szenen des Walliser Volkslebens verzichtet Vallet auf die Schilderung von Individuellem oder Anekdotischem und zeigt Typen in ihrer bestimmten Umgebung.
Obwohl Vallet der Avantgarde weniger offen gegenübersteht, versucht er wie Buri, in seinen Werken die ländliche Ikonografie mit Gestaltungsweisen der modernen Malerei zu verbinden. Vallet hält die Landschaft des Wallis, seine Bewohner und Bräuche fest, gibt sich aber nicht mit einer pittoresken Vordergründigkeit zufrieden und verfällt somit nicht dem Folkloristischen. Zu Unrecht wurden die Werke des Künstlers nach seinem Tod für lange Zeit unter patriotischen Aspekten betrachtet und seinem Schaffen eine identitätsstiftende Rolle zugewiesen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trug die wissenschaftliche Auseinandersetzung allerdings zum Studium und zu vertieften Kenntnissen seines Œuvres bei und bewertete es abseits von nationalistischen Tendenzen.
Karoliina Elmer