Acryl auf Beton auf Holzsockel, 28 x 30 x 22 cm
Dem Kunstpublikum der Region Aarau-Baden ist Paul Takács (*1974) seit den späten 1990er-Jahren als Maler, Plastiker und Videofilmer bekannt. 2006 erhält er vom Aargauer Kuratorium einen Förderbeitrag, 2015 wird er vom Aargauer Kunsthaus zum Gastkünstler der „Auswahl 16“ ernannt. Mit Blick auf diese Einladung vollendet der Künstler die 2015 begonnene Werkgruppe Mein Kopf, ein 16-teiliges Ensemble von Unikaten. Aus der Ausstellung können sechs der Plastiken angekauft werden, sodass Takács mit seinem um Themen wie Erinnerung, Sehnsucht und Ungewissheit kreisenden Schaffen nun erstmals auch in der Sammlung präsent ist.
Wie bei den Vorgängerserien „Schatten an der Wand“ (2015), „Memories“ (2014) und „Memories and Ghosts“ (2014) hat Paul Takács für „Mein Kopf“ die Technik des Betongusses gewählt. Jede Plastik ist anders gebaut, wobei der Künstler auch bei ähnlichen Methoden zwecks maximaler Variation nicht seriell, sondern alternierend vorgegangen ist. Herangehensweise und steter Kampf gegen die Schwerkraft bleiben an der Gesamtform sowie an Details wie dem Abdruck einer Plastikfolie oder stützender Elemente ablesbar. Allen Plastiken gemeinsam ist ihre kompakte Erscheinung und der Umstand, dass ein Zugang einen Hohlraum erschliesst. In einem letzten Arbeitsschritt hat Takács die ausgehärteten Objekte schliesslich bemalt und ihnen so eine psychologische Zusatzkomponente verliehen. Das Farbspektrum reicht von mattem, alles absorbierendem Schwarz für die Innenseiten über verschiedene, die Gesamtwirkung bestimmende dunkle Naturtöne bis hin zu sparsam verwendetem Hellblau und Rot. Wie die Formfindung folgt auch die Farbgebung keinem vorgefassten Plan. Die reineren Nuancen, so Takács, seien aber eher spät hinzugekommen, um dem Ensemble etwas mehr Leichtigkeit zu geben.
Form und Machart der Objekte rufen Vorstellungen einfacher Schutzräume auf. Dabei reichen die Anklänge von natürlichen Refugien wie Grotten, Felsspalten, Astlöchern und Schwalbennestern bis hin zu Modellen archaischer oder dystopischer, vom Menschen geschaffener Unterstände. Über den Titel der Werkserie macht Paul Takács jedoch klar, dass es ihm weniger um reale als um imaginäre und mentale Räume geht. Was wir sehen, denken, fühlen, wonach wir uns sehnen und wo wir ganz bei uns sind, ist Kopfsache. Des Künstlers Kopf als Metapher des feinen Zusammenspiels von Introspektion und Weitsicht wird so beim Aussprechen des Werktitels und in der Zwiesprache mit jeder einzelnen Plastik immer auch ein Stück weit zum Kopf des Betrachters.
Astrid Näff