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Adolf Stäbli, Sturm, Um 1895
Oil on canvas, 73.5 x 90.5 cm, Gemälde
Aargauer Kunsthaus Aarau

In der Bildmitte der in schneller Malweise festgehaltenen Landschaftsdarstellung erhebt sich eine bewaldete Anhöhe auf felsigem Grund. Über dem Hügel entleert sich eine dunkelgraue Wolke, deren Regenwand bis zu den Bäumen hinabreicht. Im Bildhintergrund türmt sich über einem fernen See ein schwarz-graues Wolkengebirge auf. Die Bildwirkung der düsteren, von dunklen Tönen dominierten Szene wird durch eine kärgliche Aufhellung im linken Hintergrund dramatischer und lebendiger.

Adolf Stäbli (1842–1901) lernt 1862 an der Karlsruher Akademie der Künste klassische und heroisch-idealisierende Stilmittel kennen. Ab 1868 bis zu seinem Tod lebt Stäbli in München und ist somit bestens vertraut mit der Münchner Schule der Landschaftsmalerei sowie deren Bevorzugung von pittoresken Sujets. Er selbst favorisiert das Paysage intime der Schule von Barbizon: Bilder von einfachen, unspektakulären Motiven, in denen Licht und Farbe von elementarer Bedeutung sind. Angeregt von diesen in Frankreich beliebten atmosphärischen Werken strebt Stäbli immer stärker nach der Darstellung einer reinen Stimmungslandschaft. Ab 1876 spezialisiert er sich auf emotional aufgeladene Naturschauspiele, welche die zerstörerische Gewalt der Natur zum Thema haben. Mit Vorliebe malt er Gewitter, Stürme und Überschwemmungen. Diese Kompositionen sind keine rein naturalistischen Abbildungen von Landschaften, sondern pathetisch wirkende Stimmungsbilder. Für seine monumentalen Werke mit markanten Baumsilhouetten und seine Wolkenstudien orientiert sich Stäbli auch an holländischen Meistern des 17. Jahrhunderts.

In dem nicht ausgearbeiteten Gemälde „Sturm“ gelingt Stäbli eine seiner dramatischsten Inszenierungen eines Naturphänomens, in dem Landschaft und Himmel beinahe ineinander fliessen. Das wiederkehrende Hügelmotiv erfährt in der vorliegenden Ausarbeitung seine auffälligste Formulierung, und der herabhängende Regenschleier – bekannt aus Werken der holländischen Schule des 17. Jahrhunderts und in Stäblis Œuvre keine Seltenheit – erlangt einen eigenständigen, bildbestimmenden Charakter.

Karoliina Elmer

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