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Alexander Birchler, Bildende/r Künstler/in Teresa Hubbard, Bildende/r Künstler/in, Eighteen, 2013
SD-Card, 15' 50'' , Video/Film

Eine der stimmungsvollsten und bestbekannten Arbeiten des texanisch-schweizerischen Künstlerpaars Teresa Hubbard (*1965) und Alexander Birchler (*1962) ist ihr frühes Video “Eight“ (2001). Die um ein kleines Mädchen und seinen verregneten achten Geburtstag kreisende Handlung berührt und vereinnahmt durch ihre emotionale Intensität. Die Acht ist aber auch Grundfigur der Kamerafahrt und damit Basis eines Konzepts, welches das zum Loop montierte Geschehen, das durch bildstarke Einstellungen und gezielte Licht- und Soundregie subtil auf das Publikum einwirkt, für eine höchst raffinierte Untersuchung zur Rolle des Raums im Film als Leitelement des Erzählstrangs nutzt.

Zu dieser frühen Arbeit, von der sich dank eines Depositums der Walter A. Bechtler Stiftung seit 2004 auch ein Exemplar in der Sammlung des Kunsthauses befindet, haben die Künstler unlängst eine Fortsetzung vorgelegt: “Eighteen“. Ganz im Stil eines cineastischen Sequels – mit Eigenzitaten und derselben Darstellerin, Anna Reyes – kreist die Handlung erneut um ein Geburtstagsfest, und wieder ist es ein sensibler Moment des Übergangs, diesmal vom Teenager-Dasein ins Leben als junge Erwachsene. In ruhigen, abermals stark vom Einsatz des Lichts geprägten und weitgehend ungeschnittenen Einstellungen folgt die Kamera der Protagonistin, wie sie von ihrem Nachtjob in einer Bar bei prasselndem Regen heimkehrt, mit Freunden unaufgeregt feiert und sich dann leise von ihrem eigenen Fest davonstiehlt. Von einem Sprungbrett aus – eine schöne Metapher – schaut sie an einem leeren Pool einem etwa gleichaltrigen Jungen beim Skateboarden zu, bevor sie – übereinstimmend mit der tatsächlichen Berufswahl der Darstellerin – das winterlich verwahrloste Becken selbst für eine Tanzperformance nutzt und dabei ihrerseits von dem Jungen beobachtet wird. Ein letzter Schnitt zeigt uns Anna schliesslich mit Freundinnen in einem Freibad, wahrt also quasi die Einheit des Orts, springt aber zeitlich.

Getragen von den melodiösen, aber auch leicht traurigen, hier für Gitarre adaptierten Klängen von Erik Saties (1866–1925) “Gymnopédie No 1“ fügen sich die einzelnen Szenen zu einem langsam dahingleitenden Bilderfluss, der genau wie das Leben nie stillsteht. Samt allen Gegensätzen – Nacht/Tag, Winter/Sommer, Innen/Aussen, allein/in Gesellschaft etc. – macht er “Eighteen“ zum feinfühligen Abbild der von Träumen und Hoffnungen, manchmal aber auch von Verlorenheit geprägten Adoleszenz. Wie bei “Eight“ bleibt die Handlung passend zu dieser gefühlsmässigen Schwebe auch hier ohne Auflösung und Ausgang. Stattdessen formen die beiden Arbeiten die Erzähllinie im Zusammenspiel, als Echo auf die existenziellen Momente des Coming of Age. Dass “Eight“ und “Eighteen“ wie schon 2015 in der Ausstellung „Nachtbilder“ auch künftig gemeinsam gezeigt werden können, wurde dank der Schenkung von Angelika und Josef Meier rasch zur glücklichen Realität.

Astrid Näff, 2018

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