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Martin Disler, Ohne Titel, 1981
Acryl auf Baumwolle, 164.5 x 254 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Dr. Thomas und Ute Krayenbühl
Copyright: Irene Grundel, Grenaa (DK)
Fotocredit: Brigitt Lattmann

Martin Disler (1949 – 1996) nimmt eine wichtige Position in der Geschichte der figurativen Malerei des 20. Jahrhunderts ein. Nach autodidaktischen Anfängen als Zeichner und Dichter in der Region Solothurn und Olten avancierte er in den 1980er-Jahren zum gefeierten Star der nationalen und internationalen Szene und behauptete sich auch erfolgreich im Kunstmarkt. Harald Szeemann lud ihn zur 1980 von ihm kuratierten Sektion Aperto 80 der Biennale von Venedig ein und Rudi Fuchs stellte 1982 Bilder von ihm zusammen mit Werken von Klaudia Schifferle (*1955) und Miriam Cahn (*1949) an der documenta 7 in Kassel im Kontext der neu-expressiven Malerei aus.

In dieser Zeit entstand auch das grossformatige Acrylbild „Ohne Titel“ (1981). Dislers Farbauftrag erfolgte in energievollen und schnellen Bewegungen. Dem Bild sind der grosszügige Schwung und der körperliche Einsatz anzusehen. Neben dunkelgrünen und roten Farbfeldern steht am linken Rand eine schwarz gemalte Figur mit weiss-grauem Oberkörper. Ihre überdimensionierte rote Hand umschliesst mit ihren Krallen einen weissen Gegenstand, der an eine Maske erinnert. Rechts im Bild füllen einzelne schwebende Augen den roten Bereich aus. Trotz aller Spontaneität der malerischen Geste ist dieses Werk in noch differenzierbaren Figuren und Farben aufgebaut.

Disler kam über die Zeichnung zur Malerei, was besonders seinen ersten Gemälden noch deutlich anzumerken ist. So malte er zu Beginn in Acryl oder Dispersion – Techniken, die eine spontanere und schnellere Arbeitsweise zulassen. Auch fertigte er keine Vorzeichnungen an, sondern malte seine Bildentwürfe direkt auf die am Boden liegende Leinwand. Die Suche nach Ausdrucksformen, die subjektive Empfindungen unmittelbar umsetzen können, prägt das gesamte Schaffen des Künstlers.

Zwischen Martin Disler und dem Aargauer Kunsthaus besteht eine lange Beziehung: Bereits 1979 – ein Jahr bevor der Künstler mit seiner Ausstellung Invasion durch eine falsche Sprache in der Kunsthalle Basel schlagartig berühmt und zu einer Schlüsselfigur der Kunst der 1980er-Jahre wurde – hatte der damalige Direktor des Aargauer Kunsthauses, Heiny Widmer, drei wichtige frühe Werke des Künstlers erworben. Im Zuge der grossen Retrospektive Martin Dislers im Aargauer Kunsthaus 2006 wurde diese kleine Werkgruppe zielgerichtet ausgebaut: Neben dem Ankauf von fünf Monotypien von 1995 schenkte die Witwe des Künstlers, Irene Grundel, das grossformatige Diptychon Garten der Lüste (1986) und ein Privatsammler das Bild Blick aufs Meer (1979). Die Werkgruppe wurde nun dank der grosszügigen Schenkung von Thomas und Ute Krayenbühl, die nebst dem hier besprochenen Acrylbild auch noch eine 1985 datierte, unbetitelte Papierarbeit umfasst, noch einmal qualitätsvoll ergänzt.

Anouchka Panchard

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