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Rolf Iseli, Relief, 1967
Holz und Hartfaserplatte, bemalt, 89 x 73.5 x 6 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung ACW
Copyright: Rolf Iseli

Die informelle Malerei prägte in den 1950er-Jahren eine ganze Generation von jungen Schweizer Kunstschaffenden. Dazu gehörte auch Rolf Iseli (*1934), der sich zu Beginn seiner künstlerischen Arbeit intensiv mit der Malerei der französischen Tachisten auseinandersetzte. In den 1960er-Jahren wendet er sich von der Ölmalerei ab; es entstehen bemalte Holzreliefs, später dann auch freistehende Holz- und Eisenobjekte, die sich an der Sprache der Pop-Art orientieren. 1971 wird zum entscheidenden Jahr werden: Iseli malt seine ersten „Erdbilder“, in denen er eine ganz eigene, eng am Material orientierte Bildsprache entwickelt, die zu seinem Markenzeichen werden und sein Schaffen bis heute prägen wird. Das Aargauer Kunsthaus besitzt Arbeiten aus diesen wichtigsten Schaffensphasen des Künstlers. Die drei durch eine grosszügige Schenkung in die Sammlung eingegangenen Werke fügen sich sehr präzis in diese Werkgruppe ein und ergänzen den Bestand an Werken von Rolf Iseli in optimaler Weise.

Durch einen Aufenthalt in Paris kommt Rolf Iseli 1955 in Kontakt mit Sam Francis (1923–1994) und den französischen Tachisten. In Bern, wo Iseli lebt, präsentiert der damalige Leiter der Kunsthalle Arnold Rüdlinger in viel beachteten Ausstellungen die „Tendances actuelles“, Malerei der Ecole de Paris und der Abstrakten Expressionisten. Rolf Iselis künstlerische Anfänge sind geprägt von dieser Malerei: sein Weg führt von einer an der „écriture automatique“ orientierten gestischen Bildsprache zu einer stillen, fast meditativen Malerei. Mitte der 1960er-Jahre wendet er sich von der Ausdruckssprache des Informel ab; es entstehen Collagen aus Papier, in denen er freie Formen als Farbausschnitte übereinanderlegt. Auch in den 1966/67 entstandenen Holzreliefs interessiert ihn das Aufeinandertreffen und Ineinandergreifen verschiedenfarbiger Formen; nun jedoch greift er spielerisch in den Raum aus („Relief“, 1967).

1971 entstehen die ersten Erdbilder. Dies ist der Anfang einer ganzen Reihe von Werken, die in engster Auseinandersetzung mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen des Künstlers entstehen: Iseli lebt seit 1961 immer wieder zurückgezogen im Burgund, wo er unter freiem Himmel malt und zeichnet und beim Bestellen eines Weinbergs auch mit harter Handarbeit beschäftigt ist. Die Materialien und Gegenstände seiner allernächsten Umgebung – Erde, Federn, Binsen, Stroh, Pilze, Nägel und rostige Eisenstücke – finden Eingang in seine Bilder.

In den Erdbildern legt er trockene Erde auf zuvor mit Leim bezeichnetes Papier, bürstet lose Reste wieder ab, legt Schicht um Schicht übereinander, wobei er das Papier auch immer wieder mit Kohle, Bleistift, Kreide und Wasserfarbe beschriftet und bemalt. Die Erde ist in diesen Bildern Malmaterial und Motiv in einem, sie wird zum eigentlichen Bedeutungsträger, zeigen doch Iselis Bilder immer wieder den Menschen und die ihn umgebende Landschaft als Teil seines Lebensraumes. Auch im „Grossen Erdbild“ und im „Grossen gemeinen Fusspilz“ ist die menschliche Figur vorhanden, und zwar in einer Form, in der sie in den späteren Bildern immer wieder auftauchen wird: Iseli zeichnet seine eigene Silhouette als der Bild gewordene Schatten des Künstlers auf dem Papier, oder er hinterlässt Fussabdrücke, die als Spuren auf die Anwesenheit des Menschen verweisen.

Den Realitätsbezug, den Iselis Bilder durch die Verwendung natürlicher Materialien haben, spiegelt sich auch in seiner Verwendung der Sprache: Auf seinen Bildern notiert er Überlegungen zum Werk und zu dessen Entstehungsprozess, hält Gedanken und Eindrücke fest, spricht von Besorgungen und Kleinigkeiten, die die Arbeit am Bild begleiten. Der verbal fixierte Gedanke vermischt sich als bildnerische Form und in seiner sprachlichen Bedeutung mit dem Bildganzen, präzisiert den Augenblick, die Erfahrung, und holt damit das Leben, die Wirklichkeit in das Bild hinein. Gleichzeitig verleihen die geschriebenen Worte dem Bild etwas Skizzenhaftes, Vorläufiges, sie signalisieren dem Betrachter, dass auch das fertige Bild immer unfertig ist.

Barbara von Flüe

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