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Kurt Seligmann, La deuxième main de Nosferatu (The Superfluous Hand), 1940
Öl auf Sperrholz, 85.5 x 125 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern
Copyright: Orange County Citizens Foundation / ProLitteris, Zürich

Nach privatem Kunstunterricht in Basel und dem Besuch der École des Beaux-Arts in Genf muss Kurt Seligmann (1900–1962) seine künstlerische Tätigkeit aufgrund der Erkrankung des Vaters unterbrechen. Er übernimmt für sieben Jahre das elterliche Möbelgeschäft. 1929 begibt sich Seligmann nach Paris, um seine künstlerische Karriere fortzusetzen. Er begegnet Max Ernst (1891–1976) und Hans Arp (1886–1966), die ihn beeindrucken und sein Interesse für den Surrealismus wecken. 1932 erfolgt Seligmanns künstlerischer Durchbruch mit einer Einzelaus-stellung in der Galerie Jeanne Bucher und einer Gruppenausstellung mit Hans Arp, Serge Brignoni (1903–2002) und Hans Rudolf Schiess (1904–1978) in Basel und Bern. 1934 wird Seligmann Mitglied der surrealistischen Bewegung in Paris und nimmt 1938 an der „Exposition Internationale du Surréalisme“ in der Galerie des Beaux-Arts in Paris teil. Nachdem Seligmann 1939 nach New York übersiedelt, wird er nebst Marcel Duchamp (1887–1968) zum wichtigsten Vermittler zwischen den exilierten europäischen Surrealisten und den aufstrebenden Künstlern der New York School. Seligmanns künstlerisches Schaffen gerät zunehmend in den Schatten des Abstrakten Expressionismus, er leidet an Depressionen und Herzproblemen und nimmt sich 1962 das Leben.

„La deuxième main de Nosferatu (The Superfluous Hand)“ (1938) zeigt ein Wesen – halb Tier, halb Ding –, das in einem kastenartigen Raum gefangen zu sein scheint. Von einem unbändigen Bewegungsdrang geprägt, wirkt es genauso bizarr wie gefährlich. Ist es eine im Labor gezüchtete, mutierte Kreatur? Als „surrealistisches Tier“ bezeichnet es Stephan E. Hauser in seiner 1997 erschienenen Monografie zu Kurt Seligmann. Das Wesen sei eine Hommage an die surrealisti-sche Literatur, die vierfingrige Kralle unten links im Bild gemahne an die „Gesänge des Maldoror“ (1869) des Comte de Lautréamont (Isidore Ducasse, 1846–1870). Im Titel nimmt Seligmann zudem direkten Bezug zum Stummfilm „Nosferatu“ (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931), der in surrealistischen Kreisen Kultstatus genoss.

Bettina Mühlebach

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