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Josef Herzog, Ohne Titel, 1976
Aquarell auf Papier, 21 x 29.5 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Barbara Herzog

Josef Herzog (1939–1998) zählt zu den wichtigsten Zeichnern der Schweizer Gegenwartskunst. Die Werke der Künstler aus der legendären Aarauer Ateliergemeinschaft am Ziegelrain sind in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses gut vertreten, weil sie über das Lokalkolorit hinaus für die jüngere Schweizer Kunst relevant sind. Die in Aarau befindlichen Werke Herzogs dokumentieren dessen Schaffen seit seinen Anfängen – der Künstler setzt den Ausgangspunkt seines Œuvres ins Jahr 1969. Sie führen von farbigen Aquarellen und Tuschezeichnungen über die Gruppe der Pyramidenbilder bis hin zu Arbeiten mit Bleistift, Kugelschreiber und Ölkreide der 1980er- und 1990er-Jahre.

In „Ohne Titel“ stehen eine frei fliessende und eine geometrische Form nebeneinander. Die linke, schwarz ausgefüllte Figur, die an Sonne, einen Seestern oder an Darstellungen von Wirbelstürmen erinnert, wirkt in ihrer dunklen Farbgebung bedrohlich. Weniger dominant erscheint das ebenfalls schwarz gezeichnete Raster rechts daneben: In die zehn Felder sind jeweils mit unterschiedlichen Farbtönen – Grün, Blau, Rot, Orange, Gelb – Diagonalen von links oben nach rechts unten bzw. von rechts unten nach links oben eingefügt.

Das Blatt ist Teil einer umfangreichen Gruppe von Aquarellen aus der Zeit um 1975, deren Bildgegenstände – wie oben beschrieben – Assoziationen wachrufen. Beat Wismer, der ehemalige Direktor des Aargauer Kunsthauses, sieht hinter diesen intensiven Arbeiten eine enorme künstlerische Schaffenskraft. Zum letzten Mal beschreiben die Umrisse Figuren und fügen sich zu Gebilden zusammen. Nach 1975 emanzipiert sich die Linie und wird eigenständiges Ausdrucksmittel, das sich von jeglicher beschreibenden Funktion befreit. Herzogs Zeichnungen sind nicht mehr Ausdruck für etwas anderes, sondern stehen für sich selbst. Der Künstler wird als schweigsamer Mensch beschrieben, dem es aber gelingt, mit blossen Strichen Bildwelten zu schaffen, die uns Betrachtende berühren, uns mit Empfindungen, Gefühlen und Stimmungen konfrontieren.

Karoliina Elmer

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