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Pierre Haubensak, Ohne Titel, 1968
Dispersion auf Leinwand, 192 x 215 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Pierre Haubensak
Fotocredit: Lullin + Ferrari

Pierre Haubensak (*1935) wächst als Sohn einer Hotelierfamilie in Lausanne, Engelberg und Giswil auf. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Basel führt er das Dasein eines Nomaden: Er lebt von 1958 bis 1960 zunächst in Paris und lässt sich anschliessend 1961 für acht Jahre auf Ibiza nieder, wo er seine künstlerische Tätigkeit beginnt. Ab 1969 hält er sich in New York auf und kehrt 1977 in die Schweiz zurück. Seit 2004 befinden sich Werke aus Haubensaks Œuvre in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses: „Gate“ (1970) gelangt durch Ankauf und „Paravent“ (1967) als Schenkung des Künstlers in den Besitz unserer Institution. Der Erwerb des Gemäldes Ohne Titel baut den Bestand von Haubensaks Arbeiten weiter aus und ergänzt sie um den Einblick in seine frühe Schaffensperiode.

An der Ausstellung „Wege und Experimente“ 1968 im Zürcher Kunsthaus wird Haubensak, dessen Gemälde Paravent in der Schau Berücksichtigung findet, als Erneurer der konkreten Kunst gefeiert. Jedoch führen die Auseinandersetzung mit den amerikanischen Strömungen der Hard-Edge- und Color-Field-Malerei in Haubensaks künstlerischem Prozess nicht zur ersehnten Weiterentwicklung, sondern zur Überwindung der klassischen konkreten Kunst. „Paravent“, „Gate“ wie auch „Ohne Titel“ sind Zeuge dieses Aufbruchs. Das neueste Sammlungswerk zeigt drei über Kopf stehende Pyramiden in übereinander gestaffelter Anordnung. Die einfachen geometrischen Formen – bloss die erste Figur ist in ihrer Ganzheit aufgeführt – weisen einen orangeroten Kegel und eine beige Grundfläche auf. Mit dem Verfahren des Shaped Canvas erreicht der Künstler eine Gliederung, die den Blick der Betrachtenden in die Tiefe des Raumes leitet.

Inspirierende Vorbilder für seinen Farbumgang verortet Haubensak bei den Virtuosen Vincent van Gogh (1853–1890), Paul Cézanne (1839–1906) und Henri Matisse (1869–1954). Tritt das Kolorit in seinen späteren Gemäldegruppen wie „Doors of Perception“ oder Tetras reicher und differenzierter auf, konzentriert er sich am Anfang seiner künstlerischen Arbeit auf einen glatten, unpersönlichen Auftrag. Die gebrochenen Erdtöne in „Ohne Titel“ verstärken die Assoziationen an ägyptische Wüstenbauten und betonen mit ihrem Hell-Dunkel-Kontrast den Eindruck von Leichtigkeit und Schwere. Zeit seines Schaffens hält Haubensak am Bild fest, stellt sich aber mit seinen zu Pyramiden geformten Leinwänden ganz in die Tradition der Vertreter von Post-Painterly Abstraction und Hard-Edge-Malerei, die sich um 1960 vom traditionellen Tafelbild abwenden. In ihrer Gestaltung weisen sie über die klassischen Gattungen der Malerei und Plastik hinaus und spielen mit der Ambivalenz zwischen Bild und Objekt.

Karoliina Elmer

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