
Öl auf Leinwand, 130 x 97 cm
Ella Lanz (1932 – 2009) wurde in Reinach als Tochter des Basler Malers Oskar Althaus geboren. In den frühen 1960er-Jahren war sie ein bevorzugtes Modell des Künstlers Willy Guggenheim, genannt Varlin und hatte im Hinterzimmer seines Ateliers am Neumarkt in Zürich ihre Schneiderwerkstatt und ihr Bett. In dieser Zeit heiratete sie den Grafiker und Privatgelehrten Leo Lanz, der ebenfalls mehrfach von Varlin porträtiert wurde. Der Wechsel von der Schneiderei zur Malerei führte zu einer Selbstsuche, die besonders eindrücklich in ihren existenziellen Selbstporträts aus den 1980er-Jahren zum Ausdruck kommt.
Ella Lanz‘ Gemälde schildern wiederkehrend ein Kräfteringen zwischen Licht und Schatten, Leben und Tod, Verletzlichkeit und furchtlosem, weiblichen Selbstverständnis. Dabei lässt die Künstlerin Aspekte das Eigenen mit Mythen, Märchen und bekannten Vorbildern aus der Kunstgeschichte verschmelzen. In diesem Sinne nimmt ein Ölgemälde aus dem Jahr 1985 unmittelbar Bezug auf ein seit dem 16. Jahrhundert künstlerisch verhandeltes Motiv. Die Rede ist von dem erotischen wie schaurigen Topos «Der Tod und das Mädchen.» Dabei scheint sich die Komposition von Ella Lanz an dem berühmten Gemälde des deutschen Renaissancekünstlers Hans Baldung Grien (1484 – 1545) zu orientieren. In beiden Versionen wird der Tod als Skelett dargestellt. Gewaltsam begehrend packt dieser die nackte Schönheit an den Haaren und tritt dadurch als gefährlicher Verführer des blühenden Lebens auf.
Julia Schallberger, 2022