
Collage auf Papier, 38 x 49.5 cm
Sonja Sekula (1918–1963) war Malerin, Zeichnerin und Schriftstellerin. 1936 wanderte sie zusammen mit ihren Eltern von Luzern in die USA aus, wo sie Kunst studierte. Vor Ort schloss sie Kontakt zu Exilsurrealisten wie etwa André Breton, Marcel Duchamp, oder Frida Kahlo. Andererseits verkehrte sie im Kunstkreis des Abstrakten Expressionisten. Erweitert durch ihr Interesse für indianische Volkskunst entwickelte sie schliesslich ihre ganz eigene Technik. Hierfür kratzte sie Strichgeflechte und gestaffelte lineare Formen in satte Farbgründe. Vielschichtig und technisch experimentell zeigt sich ihr Schaffen, wobei die Zeichnung – mal figurativ, mal gestisch – die Brücke zwischen den verschiedenen Einflüssen schlägt. Ihre frühen Erfolge werden durch Jahre psychischen Leidens abgelöst. Zurück in der Schweiz wählt sie im Alter von 45 Jahren den Freitod.
Das Spätwerk der Künstlerin besteht zu einem grossen Teil aus kleinformatigen Frottagen und Collagen aus gefärbtem Papier. Diese erinnern an das surrealistische Gedankengut ihrer Frühphase, wobei der sogenannte «Automatismus» eine wichtige Rolle spielt. Das heisst, dem gedanklich befreiten Tun soll Platz gegeben werden. In der Collage kommt dies im intuitiven Überlagern und Aneinanderreihen von Formen und Farben zum Tragen. Aspekte des Zufalls sind willkommen. Auf diese Weise entstehen Arbeiten mit bewegten, gegenständlich inspirierten Elementen. Die vorliegende Papierarbeit ohne Titel mag einen dabei an luftig herumwirbelnde Herbstblätter erinnern.
Julia Schallberger, 2022