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Emil Anner, Stillleben am Fenster, 1870 - 1925
Aquarell auf Papier, 31.5 x 24 cm

„Stillleben am Fenster“ eröffnet den Betrachtenden die Innenansicht eines menschenleeren Zimmers. Der Blick wird über einen Holzstuhl im rechten Bildvordergrund, an dessen Sitzfläche ein Schirm gelehnt ist, zu einem mit grünem Tuch bedeckten Tisch geführt. Darauf sind unzählige Gegenstände platziert: Bücher, ein trompetenähnliches Musikinstrument und ein kleiner Globus. Im linken Bildmittelgrund steht ein weiterer Stuhl. Über dessen Lehne liegen Kleidungsstücke, und auf dem Polster ist ein Blasinstrument deponiert. Dahinter zeichnet sich ein geöffnetes Fenster ab, von dessen Sims ein gelbes Tuch herabhängt.

Der Urheber des Blattes ist der in Baden geborene Emil Anner (1870–1925). Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Zürich, setzt er seine Studien von 1890 bis 1892 an der Ecole des Beaux-Arts in Genf bei Joseph Mittey (1853–1930) fort. Anschliessend lässt sich Anner an der Kunstakademie in München durch den Kupferstecher Johann Leonhard Raab (1825–1899) in die Radiertechnik einführen. Auf Anraten seines Lehrers stellt Anner zum ersten Mal eigene Werke aus, die lobende Worte seitens der Kritik erfahren. Den Hauptteil seines Œuvres bilden denn auch radierte Arbeiten, wie es der beträchtliche Teil seines grafischen Nachlasses in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses belegt, der vom Aargauischen Kunstverein erworben werden konnte. Die Bildinhalte – hauptsächlich Landschaften des Heimatkantons und Porträts – bezeugen, dass Anner als Zeichner, Maler und Radierer durch das Naturstudium geprägt ist.

Zurück in der Heimat unterrichtet Anner ab 1901 als Zeichenlehrer an der Bezirksschule in Brugg. Daneben findet er Zeit, sich der eigenen künstlerischen Tätigkeit zu widmen, die er selbst folgendermassen beschreibt: „Meine Art des Arbeitens ist eine mühselige und langsame; ich gehöre nicht zu jenen Glücklichen, die mit drei Strichen eine Landschaft oder einen Kopf zeichnen können.“ „Stillleben am Fenster“ wird aus stilistischer Sicht seinem späteren Schaffen zugeordnet. Das Aquarell bekundet Anners Fähigkeit, Gegenstände mit grossem Detailreichtum zu erfassen und sie durch Beleuchtung sowie durch feine Farbabstimmungen in das Raumganze einzufügen. Darüber hinaus sind die Musikinstrumente ein wesentliches Element der Darstellung und verweisen auf das musikalische Talent Anners: Autodidaktisch studiert er Harmonie- und Kompositionslehre. Er verschafft sich selbst Kenntnisse der musikalischen Techniken, die er als Dirigent der Stadtmusiken von Baden und Brugg, als Musiker in zahlreichen Orchestern sowie in eigens komponierten Werken einzusetzen weiss.

Karoliina Elmer, vor 2018

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