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Rolf Winnewisser, Zeitzonen, 1977
Drehscheiben, Tusche, Bleistift und Aquarell auf Papier und Folie, Metallclip, 47 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung des Künstlers

Konzentrisch angeordnete, unterschiedlich grosse Kreisflächen aus Papier schichten sich übereinander. Der grösste Kreis liegt zuunterst und auf ihm schichten sich nach und nach die kleineren Scheiben aus Papier und Transparentfolie bis zum messingglänzenden Metallclip in der Mitte, der die gesamte Anordnung zusammenhält. Überall dort wo das Papier freiliegt und nicht von der darüber liegenden Papierschicht verdeckt wird, hat der Künstler mit Tusche, Bleistift und Aquarell feine Zeichnungen angebracht. Potenziert werden diese kleinen Bilderzählungen durch die Überlagerungen der Folienscheiben, die, einer astronomischen Sternkarte gleich, mit oder entgegen den fünf Papierscheiben gedreht und dadurch in Bewegung versetzt werden können. Rolf Winnewissers (*1949) „Zeitzonen“ ist mehr als eine blosse Spielerei im Umgang mit Bildfindungsproblemen. Als Bildmaschine generieren die Drehscheiben nur einen kleinen Teil der Bilder, die dem Kreativitätsschwall eines künstlerischen Gestaltungsprozesses entspringen können. Dabei wird deutlich, wie entstandene Bilder neue Ideen für Werke aufscheinen lassen können und dass die Auswahl eines Motivs durch den Kunstschaffenden eine bewusste Entscheidung für eine Darstellungsmöglichkeit unter unzähligen offenbart. Winnewisser, für dessen Gesamtwerk diese Offenheit des Bildes bestimmend ist, produzierte mehrere dieser Bildmaschinen, die ihm zur methodischen Erforschung seines zufälligen Umgangs mit dem Bild dienen. Entstanden ist das Werk auf einer viermonatigen Reise mit Martin Disler von New York nach San Francisco quer durch die USA. Statt seine Eindrücke in einem konventionellen Notizheft festzuhalten, ordnete Winnewisser intuitiv Bilder auf den Kreisflächen an, so dass diese ständig in neue Gegenüberstellungen treten können. Trotzdem folgt das Gezeigte auf den Scheiben einer inneren Logik: Zuäusserst finden sich Aussenräume, Landschaften oder Horizonte, danach folgen Innenräume, gefolgt von Strassenbildern in der Mittelzone und danach werden Einzelelemente ersichtlich. Zuinnerst finden sich die Farben Rot, Grün, Blau und Gelb. Obwohl der Titel auf die verschiedenen Zeitzonen verweist, die von den beiden Künstlern auf ihrer Reise durchquert wurden, entspricht die Gesamtdarstellung keinem konkreten Reisebericht. Vielmehr ist „Zeitzonen“ ein Werk, in dem der freie und ganz persönliche Umgang mit Erlebnissen und Eindrücken als nur vorübergehende Momentaufnahme zelebriert wird.

Bassma El Adissey

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