Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
X
Max von Moos, Dämonisches Frühstück. (Inferno, lügnerisches Bild), 1934
Öl, temperauntermalt, auf Karton, lackiert, 57 x 78.5 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: ProLitteris, Zürich

Max von Moos (1903–1979) war aufgrund seines politischen Engagements lange Zeit der umstrittenste Vertreter des Surrealismus in der Schweiz und wohl zugleich einer seiner wichtigsten Protagonisten. Gemeinsam mit dem Kunstkritiker Konrad Farner (1903–1974) setzt er sich während der 1930er-Jahre mit dem Marxismus auseinander, und in den 1940er-Jahren ist er aktives Mitglied der Partei der Arbeit wie auch Gründungsmitglied der „Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion“. 1947 jedoch zieht sich von Moos aus der aktiven Politik zurück. Grund dafür ist eine Untersuchung wegen angeblichem Missbrauch des Lehramts zu politischen Zwecken, weshalb ihm der Verlust der Stelle an der Luzerner Kunstgewerbeschule droht, wo er seit 1933 als Lehrer arbeitet. Neben seinem verhinderten Engagement auf dem politischen Parkett findet Max von Moos auf dem Terrain der Kunst Anschluss an die innovativsten Vereinigungen der Zeit: 1936 nimmt er an der wegweisenden Ausstellung „Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik“ im Zürcher Kunsthaus teil und 1937 ist er Mitbegründer der Künstlervereinigung „Allianz“.

Seine künstlerische Ausbildung beginnt von Moos an der Luzerner Kunstgewerbeschule. Dabei ist ihm sein Vater – ebenfalls Künstler und späterer Direktor der Luzerner Kunstgewerbeschule – gemäss eigenen Worten der wichtigste Lehrer. Nach Stationen in München und nach mehreren Berufswechseln nimmt von Moos um 1930 seine künstlerische Tätigkeit wieder auf und entwickelt fortan eine eigenständige Bildsprache, indem er sich einer fast altmeisterlichen Verbindung von Öl- und Temperamalerei bedient. Dabei lässt er sich eher von einem Paul Klee (1879–1940) oder dem Bildreservoir der antiken Mythologie inspirieren als vom Surrealismus eines André Breton (1896–1966). Weiter greift von Moos auf die Tradition spätmittelalterlicher Höllenbilder und barocker Vergänglichkeitsdarstellungen zurück, um eine dämonisierte Erotik und eine apokalyptische Sicht der Zeit zum Ausdruck zu bringen oder gar zu bannen. Mit diesen Mitteln schafft er ein unverwechselbares bildnerisches

Vokabular. Er verschränkt Versatzstücke aus der Kunstgeschichte mit Motiven aus seiner individuellen Mythologie, die sich für eine tiefenpsychologische Interpretation geradezu anbieten. Dabei ist das Gemälde „Dämonisches Frühstück“ ein frühes Beispiel für von Moos‘ unabhängige Spielart des Surrealismus: Der antike Januskopf der Maske ist mit dem Teufelsbildnis kombiniert, ein Ofen evoziert die mittelalterliche Hölle, die Schale in Form einer Hand deutet auf rituelle Selbstverstümmelungen des Künstlers hin, der Wurm auf seinen kindlichen Ekel vor diesen Tieren. Der Maler bannt mit dem Bild seine Alpträume und verweist mit den reichen kulturgeschichtlichen Zitaten gleichzeitig auf die verdrängten Ängste der bürgerlichen Gesellschaft.

X