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Nico Krebs Taiyo Onorato, Hilti 1 (aus der Serie "Light of Other Days"), 2009
Fotografie auf Papier (Unikat auf Positivpapier resp. Direktpositiv-Verfahren), 38.5 x 34 x 2.9 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Taiyo Onorato und Nico Krebs
Fotocredit: Jörg Müller

Taiyo Onorato(*1979) & Nico Krebs (*1979) arbeiten seit ihrem gemeinsamen Studium der Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste zusammen. In ihren Fotografien kreieren die Künstler Bilderwelten, in denen Realität und Fiktion verschmelzen. Onorato & Krebs lassen sich jedoch nicht auf das fotografische Medium reduzieren – Skulptur, Installation und Video sind ebenso Bestandteile ihres künstlerischen Schaffensprozesses. Die Künstler interessieren sich für die kausale und assoziative Verkettung von Gegenständen und für deren fotografische Inszenierung. Die neu erworbene 15-teilige Werkgruppe kreist um die ästhetischen und theoretischen Schnittpunkte von Fotografie und Skulptur und lotet das narrative Potenzial von Stillleben aus. Die in den Schwarzweissbildern dargestellten Objekte sind wie Protagonisten auf einer Bühne, die im Scheinwerfer der Fotografie ihre „Geschichte“ erzählen.

Die 15-teilige Werkgruppe ist teilweise für das Aargauer Kunsthaus entstanden. Aufgrund der Einladung für die „CARAVAN“-Ausstellung im Winter 2009 haben die Künstler kurzerhand ihr Berliner Atelier ins Aargauer Kunsthaus verlegt und ihre Serie hier weitergeführt. Über mehrere Tage experimentierten und fotografierten sie in den Sammlungsräumen und entwickelten ihre Bilder vor Ort. In „Rouault Portrait“ überlagert sich das Portrait „Tête de jeune Fille“ (1925/26) von Georges Rouault mit demjenigen unserer Museumsaufsicht Cristina Schärli.

Die neue Bildserie knüpft an die früheren Fotoserien „Transformers“ (2008) und „Biel, Biel Big City of Dreams“ (2008) an. In ersterer hält das Künstlerduo die wundersame Metamorphose einer Skulptur fest. In letzterer haben die Künstler auf nächtlichen Streifzügen durch die Stadt Biel eine ortspezifische Bilderserie geschaffen. Mit kleinen Interventionen an Gebäuden und Skulpturen im öffentlichen Raum rücken sie alltäglich Vertrautes in ungewohntes Licht. Es scheint, als würden sie mittels ihrer Kamera das geheime nächtliche Treiben dieser Objekte aufdecken.

Onorato & Krebs interessieren nebst inhaltlichen immer auch technische Fragestellungen. Für die Schwarzweissfotografien haben sie auf das aus der Frühzeit der Fotografie stammende Direktpositiv-Verfahren zurück gegriffen und lassen somit eine fast verloren gegangene Fototechnik wieder aufleben. Es gibt nur wenige Fotografen, die mit dieser Technik arbeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen analogen Verfahren entsteht beim Direktpositiv-Verfahren kein Negativ, sondern lediglich ein Unikat auf Positivpapier. Dieses ist bedeutend weniger lichtempfindlich als Negativmaterial, was Belichtungszeiten bis zu 20 Minuten erfordert. Daraus resultiert, dass das Experimentieren mit Licht und bewegten Objekten vor der Kamera, wie bei „Hilti 1“ oder „Candle Circle“, als geradezu mystische Erscheinungen auf Papier gebannt werden. Das langsame Drehen der brennenden Kerze während der Aufnahme lässt auf dem Bild „Candle Circle“ einen Heiligenschein entstehen. Effekte, die heute mittels digitaler Bildbearbeitung erzielt werden können, schaffen die beiden Künstler auf natürliche Weise und im Moment der Bildentstehung. Mit dieser Arbeitsweise setzen sie eine Antithese zur Digitalfotografie. Sie entschleunigen den Entstehungsprozess und komponieren zudem ihre Bildwelten nicht im virtuellen Raum der digitalen Bildbearbeitung, sondern im realen und sinnlich erlebbaren Kontext. Das Austricksen der Schwerkraft, das Überwinden physischer Grenzen und das Ausloten technischer Möglichkeiten – dies sind Motive, die die Künstler antreiben.

Katrin Weilenmann

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