Öl auf Leinwand, 265.5 x 632 cm
Der in Zürich aufgewachsene und seit 1975 im Burgund lebende Künstler Marc-Antoine Fehr (*1953) bewegt sich bereits als Kind in einem künstlerischen Umfeld: Als Sohn der Malerin Marie-Hélène Clément (1918–2012) und als Enkel des Malers Charles Clément (1889–1972) ist für ihn die Auseinandersetzung mit der Malerei selbstverständlich. So wirken denn die grossformatigen, inhaltlich komplexen Gemälde, mit denen er in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre in die Öffentlichkeit tritt, als ob sie einer anderen Zeit entstammten. Seine Bilder werden in Einzelausstellungen wie beispielsweise 1985 im Kunstmuseum Winterthur, 1987 in der Städtischen Galerie zum Strauhof in Zürich und 1987 sowie 1994 im Aargauer Kunsthaus gezeigt.
Fehrs Kompositionen sind zu erzählerisch, „zu sorgfältig“ gemalt und zu sehr an den Bedingungen des gemalten Bildes interessiert, als dass sie im Kunstdiskurs ihrer Zeit eingeordnet werden könnten. Vielmehr gehören sie in die Tradition einer „anderen Moderne“, welche die Malerei in der Nachfolge von Paul Cézanne (1839–1906), André Derain (1880–1954) oder Pierre Bonnard (1867–1947) weiterführt. So überrascht es nicht, dass in Fehrs Schaffen auch immer die Geschichte der Malerei mitgedacht ist: Die Auseinandersetzung mit Cézanne, mit der Kunst der italienischen Renaissance – Piero della Francesca (um 1410/1420–1492), Giotto (1267/1276–1337) – oder derjenigen des Nordens – Hieronymus Bosch (um 1450–1516), Pieter Bruegel d. Ä. (1525/1530–1569) – ist in seinen Bildern sichtbar. Auch ihre technische Ausführung erinnert in vielem an die Alten Meister: Fehr baut seine Gemälde Schicht um Schicht auf, palimpsestartig scheint das Werk eine Vielzahl an unterschiedlichen Zuständen und möglichen Bildern in sich zu bergen. Auch die Literatur – Dante Alighieri (1265–1321), Gustave Flaubert (1821–1880), Franz Kafka (1883–1924) und Samuel Beckett (1906–1989) – hat diese zum Teil an surreale Traumwelten erinnernde Bildsprache wesentlich mitgeprägt.
„Projet pour un tombeau“ gehört zu den letzten grossformatigen Kompositionen der 1980er-Jahre. Dabei handelt es sich um ein Triptychon, dessen einzelne Teile sich zwar aufeinander beziehen, jedoch ebenfalls als autonome Tafeln gezeigt werden können. Wie bei vielen seiner Werke eröffnet Fehr einen Blick in einen bühnenartigen Raum, dessen stilllebenhafte Einrichtung durch einzelne Figuren belebt ist. Tücher und Umhänge werden ihrerseits zu Trägern von suggestiven, rätselhaften Bildern, die weitere Bedeutungsebenen erschliessen. Die Gleichzeitigkeit des Zeigens und Verhüllens, der Präsenz und der Abwesenheit zieht sich wie ein Leitmotiv durch diese Arbeit, in der sich Innen- und Aussenwelten zu einer undurchschaubaren, unauflöslichen Einheit verzahnen.
Online gestellt: 2018