Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm
Es gibt im Aargauer Kunsthaus mit seiner herausragenden Sammlung von Schweizer Kunst verschiedene Fenster ins Internationale, die den Blick weiten und die hier präsentierte Kunst in einem grösseren Kontext zeigen. Wenn das in der Sammlung nur punktuell möglich ist, hat es im Ausstellungsprogramm Tradition. So lassen sich, mindestens zeitlich befristet, Dialoge über den gesteckten Rahmen hinaus führen. Als besonders fruchtbar und nachhaltig hat sich die gezielte Öffnung im Zusammenhang mit dem Alpenmaler Caspar Wolf (1735–1783) gezeigt, der zu den frühen Höhepunkten der Aargauischen Kunstsammlung gehört. Wolfs kunsthistorische Bedeutung im Rahmen der europäischen Landschaftsmalerei ist unbestritten, wie aktuell sein Schaffen aber von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wahrgenommen wird, hat eine Ausstellung offenbart, die 1991 im Aargauer Kunsthaus gezeigt wurde. An dieser Hommage beteiligte sich auch der dänische Maler Per Kirkeby (*1938), der als promovierter Geologe und Maler besonderes Interesse an der Gebirgsmalerei und den Höhlenbildern von Caspar Wolf findet.
Caspar Wolf und Per Kirkeby – Per Kirkeby und Caspar Wolf: Die beiden Wahlverwandten begegneten sich 2006 ein zweites Mal im Aargauer Kunsthaus, als nicht mehr Wolf im Zentrum stand sondern Per Kirkeby und seine Beziehungen zu Künstlern aus der Kunstgeschichte. Diese Begegnung wollten wir über die Momentaufnahme einer Wechselausstellung retten und in der Sammlung dokumentieren. So haben wir uns um eine Dauerleihgabe bemüht und diese mit Legatsversprechen aus Schweizer Privatbesitz erhalten.
Den Auftakt zur permanenten Sammlungspräsentation bilden heute nicht nur die grossartigen Gemälde von Caspar Wolf, im gleichen Raum hängt auch das Bild von Per Kirkeby: weniger als Erinnerung an vergangene Ausstellungen, sondern vielmehr als ein Hinweis auf einen steten Dialog mit der Sammlung.
Kirkebys Bild stammt aus der Zeit des malerischen Aufbruchs und dem Beginn des internationalen Durchbruchs des Künstlers: Um 1980 lässt sich eine entscheidende künstlerische Wende in seinem Schaffen beobachten, die ihn zu einer unverkennbaren neuen Bildsprache und zu einer Ausdifferenzierung unterschiedlichster malerischer Möglichkeiten führte. Er bezieht sich dabei auf Landschaftseindrücke. Wesentlich aber ist, dass er das Gesehene nicht einfach in Malerei umsetzt, sondern dass hier die Malerei selbst zur Landschaft wird und keinen anderen Gesetzmässigkeiten als den eigenen folgt.
Stephan Kunz